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Gottes Segen für deinen Dienst!
Pfarrerin für gehörlose Menschen wurde in Rüttenscheid eingeführt
In einem Gehörlosen-Gottesdienst am 3. November in der Rüttenscheider Reformationskirche ist Sabine Heinrich durch Assessorin Monika Kindsgrab, stellvertretende Superintendentin des Kirchenkreises Essen, in ihre Pfarrstelle für gehörlose und schwerhörige Menschen im Ruhrgebiet eingeführt worden. Im Anschluss bot ein geselliges Beisammensein bei Kaffee und Kuchen die Möglichkeit, Sabine Heinrich ein persönliches Wort mit auf den Weg zu geben.
ZUSTÄNDIG FÜR NEUN KIRCHENKREISE
Pfarrerin Sabine Heinrich (55) hat ihre Tätigkeit bereits im Juni aufgenommen; sie ist Nachfolgerin von Pfarrer Volker Emler, der Ende Juli in den Ruhestand getreten ist. Ihr Zuständigkeitsbereich umfasst neun Kirchenkreise, die zur Evangelischen Kirche im Rheinland gehören und im westlichen Ruhrgebiet liegen. Da trifft es sich gut, dass Sabine Heinrich die besonderen Herausforderungen der Seelsorge für gehörlose und schwerhörige Menschen bereits aus der eigenen, langjährigen Erfahrung heraus kennt: Im Rahmen einer Tätigkeit als Pfarrerin im Sonderdient hat sie früher schon fünf Jahre lang mit Volker Emler zusammengearbeitet; in den vergangenen vierzehn Jahren, in denen sie für ein Institut der beruflichen Weiterbildung und Rehabilitation tätig war, hat sie ihn ehrenamtlich bei Gottesdiensten vertreten.
"Dabei konnte ich bereits erleben, wie wichtig eine starke Gemeinschaft ist - beim Austausch von Informationen, aber auch beim Bestreben, unsere Städte barrierefreier zu gestalten - ob für gehörlose und schwerhörige Menschen oder für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator", sagte Sabine Heinrich in ihrer Predigt. Für sie bedeute der Alltag in der Gemeinde immer auch, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen: "Mit unterschiedlichen Menschen, die zusammen stark sind, kann man mutig sein - und auch viel Spaß haben."
Das helfe in der dunklen Jahreszeit ebenso wie wenn Menschen einsam oder krank sind und wenig Kontakt haben, so die Pfarrerin. "Gerade in einer Zeit, in der Menschen sehr alt werden, brauchen wir solche Hilfen, müssen aufeinander aufpassen und füreinander sorgen. Ich freue mich, ein Teil dieser starken Gemeinschaft zu sein und hoffe, dass wir gemeinsam viel bewegen und auch jüngere Mitglieder in unsere Gemeinden für gehörlose und schwerhörige Menschen einladen können."
IN KIRCHE, POLITIK UND GESELLSCHAFT WIRKEN
Dem pflichtete Assessorin Monika Kindsgrab in ihrer Ansprache bei: "Natürlich führen wir dich, liebe Sabine, heute in deine Aufgabe ein, gehörlosen und schwerhörigen Menschen seelsorglich zur Seite zu stehen. Aber dieses Zur-Seite-Stehen geht noch weiter - nämlich auf ihrer Seite, an ihrer Seite zu stehen, wenn es um gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben geht, am Leben in Kirche und Gesellschaft geht." Diese Aufgabe gehe über das Seelsorgliche, das Geistliche hinaus – und werde dann zu einem Teil auch ganz weltlich und politisch. "Deshalb freuen uns sehr, dass du diese Aufgabe übernimmst und an dieser Stelle unser Kirche-Sein präsent und sichtbar machst: in den Gehörlosen- und Schwerhörigengemeinden, aber auch in den Städten, in der Gesellschaft."
Ihr Büro hat Sabine Heinrich im Haus der Evangelischen Kirche am III. Hagen 39; die Angebote der Evangelischen Gehörlosen- und Schwerhörigengemeinde Essen finden seit kurzer Zeit im Gemeindezentrum an der Reformationskirche in Rüttenscheid statt – darunter auch die beliebten beiden „Treffpunkte“ für gehörlose bzw. für schwerhörige Menschen. In der Reformationskirche werden seit mehreren Jahren auch die monatlichen Gottesdienste für Gehörlose gefeiert. Ein weiterer „Treffpunkt“ im Steeler Seniorenzentrum Martineum wird auch zukünftig von Volker Emler betreut.
VIKARIAT UND PROBEDIENST IN BEDINGRADE-SCHÖNEBECK
Sabine Heinrich wurde am 3. Mai 1969 in Sevelen (heute Issum) geboren, hat ihr Abitur in Kamp-Lintfort abgelegt und Theologie Bochum und Wuppertal studiert. Im Jahr 2000 wurde sie zur Pfarrerin ordiniert; ihr Vikariat und ihren Probedienst leistete sie in der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Bedingrade-Schönebeck.
Von 2003 bis 2008 war Sabine Heinrich als Pfarrerin im Sonderdienst für die Gehörlosen- und Schwerhörigenseelsorge in den Kirchenkreisen Essen, Duisburg, An der Ruhr (Mülheim) und Oberhausen tätig. Anschließend wechselte sie an die Fortbildungsakademie der Wirtschaft gGmbH (FAW), wo sie am Standort Dortmund 16 Jahre lang u.a. als Mitarbeiterin im pädagogischen Dienst, Koordinatorin für den Bereich berufliche Rehabilitation und Projektleiterin für Maßnahmen der beruflichen Eingliederung hörgeschädigter Menschen tätig war.
Als Pastorin im Ehrenamt blieb Sabine Heinrich während dieser Zeit in der Gehörlosen- und Schwerhörigenseelsorge des Kirchenkreises Essen aktiv – diese Aufgabe wird sie nun weiterhin, ab sofort aber als Pfarrerin im Hauptamt und mit deutlich erweitertem Aufgaben- und Zuständigkeitsbereich, ausüben.
Unser Titelbild: Nach dem Gottesdienst stellte sich Sabine Heinrich mit engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen zum Foto. Sabine Heinrich ist die 4. von rechts, links neben ihr steht Monika Kindsgrab, Vorgänger Volker Emler ganz links.