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Vor Gott bringen, was uns bewegt

Gedenken auf dem Friedensplatz

(Essen, 21.12.2024) Auf dem Friedensplatz haben Mitarbeitende, Besucherinnen und Besucher für die Opfer des Anschlags in Magdeburg, ihre Angehörigen und alle beteiligten Helferinnen und Helfer aus Polizei und Rettungsdiensten gebetet. Zum Gedenken hatten der Deutsche Schaustellerbund und der Essener Weihnachtsmarkt gemeinsam mit den Kirchen eingeladen.

In sein Gebet nahm Marktkirchenpfarrer Jan Vicari all diejenigen auf, die jetzt mit ihren Fragen und Sorgen auf Weihnachtsmärkten tätig oder unterwegs sind. Auch in der ökumenischen Adventsandacht in der Marktkirche und in der Vorabendmesse im Essener Dom war Gelegenheit für Anteilnahme und Fürbitten. Nachfolgend dokumentieren wir die Ansprache und das Gebet von Pfarrer Jan Vicari.

ANSPRACHE UND GEBET VON CITYKIRCHENPFARRER JAN VICARI

Liebe Mitmenschen,

im Angesicht dieser blinden Gewalt,
voller Gedanken an die Toten & Verletzen,
voller Fragen, sorgen und Angst,
stehen wir hier zusammen.

Wir, unterwegs durch weihnachtliche Straßen, als Gäste von Markt und Geschäften,
wir, auf Arbeit seit Wochen hier in den Ständen, als Schausteller für eine Weile hier zuhause,
wir, Bürger dieser und Bürger anderer Städte,
wir, Bürger dieser einen Erde.

An der Grenze dessen, was wir begreifen können,
voller widerstrebender Gefühle,
bete ich und bringe vor Gott, was uns in diesem Moment bewegt.
Im Anschluss werden wir gemeinsam schweigen und in der Stille gedenken.

Du, Gott des Lebens.
Fünf Menschen sind tot.
Hunderte verletzt.
Viele mehr unter Schock und in Angst.
Wir sehen die Bilder, lesen die Nachrichten, starren auf Filme.
Und doch: Wir fassen es nicht.
All die ziellose Zerstörung. Abgründige Gewalt.
Sie sprengen, was für möglich halten – halten wollen.
Gerade obwohl uns die Nachricht schon so bekannt vorkommt.
All das Leid. All die Tränen.
Vor unseren Augen vergeht uns die unbeschwerte Vorfreude, das Warten auf Weihnachten.

Du, Gott des Lebens.
Es trifft uns in der Seele. Und doch wissen wir, dass so viele ganz unmittelbar be-troffen sind:
Unsere Gedanken sind bei Ihnen und wir bitten für sie, unsere Mitmenschen.

Für die Hinterbliebenen der Toten.
Für Familien, in denen an Weihnachten ein Stuhl freibleiben wird.
Für die Aus-der-Bahn-Gerissenen dieser Nacht.
Um Halt in dieser haltlosen Trauer bitten wir und rufen: Gott, erbarme dich.

Für die, die noch ungeduldig bangen und warten und inständig hoffen.
Die ausharren an den Betten ihrer Liebsten, ihrer Freunde, all der vielen Verletzten.
Um Kraft zur Hoffnung und Trost in der Begleitung bitten wir: Gott, erbarme dich.

Für die Rettungskräfte, die gestern als erste vor Ort waren.
Die geholfen, verarztet und begleitet haben durch die Nacht.
Die jetzt das Geschehene mit sich tragen und damit fertig werden müssen.
Um Mut zu neuen Einsätzen bitten wir: Gott, erbarme dich.

Für alle, die jetzt in den Krankenhäusern um Menschenleben kämpfen.
Die als Ärztinnen und Pfleger ihr Wissen, ihre Kraft, ihr Mitgefühl fürsorgend einsetzen.
Die Tage und Nächte lang ausharren und ihre Familien dafür verlassen.
Um Kraft und Ausdauer bitten wir: Gott, erbarme dich.

Für alle, die auf den Weihnachtsmärkten unseres Landes ihre Arbeitsstellen haben.
Deren Existenzen auf diese lichtvollen Wochen gebaut sind.
Die schutzlos Wind und Wetter und ungeschützt jetzt ihren Sorgen vor Gewalt ausgeliefert sind.
Um Mut und Zuversicht bitten wir: Gott, erbarme dich.

Für uns und für alle, die es heute in der Seele ergreift.
Die wir nach Gemeinschaft und Verbundenheit suchen,
die wir Zeichen von Mitmenschlichkeit und Solidarität brauchen,
die wir uns sehnen nach dem Hoffnungslicht der Weihnacht,
nach dem Ruf der Engel bei uns heute:
Dass du Frieden willst für deine Menschenkinder.
Dass du unser Mitmensch wirst im Leben dieses Kindes, das wir feiern wollen.
Um trotzige Mitmenschlichkeit bitten wir, um Kraft gegen den Hass, um Liebe in der Dunkelheit:
Gott, erbarme dich über uns.

Amen.

 

 

 

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